Pentagon-Projekt: Militär-Elektronik soll auf Knopfdruck verschwinden
Darpa
"Flüchtige Elektronik": Darpa will Bauteile nicht in falsche Hände
geraten lassen
Sensoren, Kameras, Funkgeräte, Computer: Elektronik ist bei
Militäreinsätzen allgegenwärtig - und kann leicht in die falschen Hände
geraten. Die Pentagon-Forschungsabteilung Darpa lässt jetzt Bauteile
entwickeln, die sich auf Kommando auflösen.
Geht es um futuristische, manchmal auch ein wenig verrückt wirkende
Technologien, ist auf die Darpa immer Verlass. Die Forschungsabteilung
des Pentagon will Kampfflugzeuge mit Lasern bewaffnen, sie richtet
Roboter-Wettbewerbe aus, sie will Drohnen selbständig über den
Waffeneinsatz entscheiden lassen und sogar Menschen zu den Sternen
schicken.
Daneben wirkt die neueste Idee aus den Labors des
US-Verteidigungsministeriums schon beinahe banal: Elektronik, die auf
dem Schlachtfeld eingesetzt wird, soll von selbigem verschwinden können
- indem sie sich auf Befehl gleichsam in Luft auflöst.
Vergangene Woche hat der Rüstungskonzern BAE Systems einen 4,5 Millionen
Dollar schweren Vertrag an Land gezogen, um die Vision Wirklichkeit
werden zu lassen: Elektronische Systeme sollen auf "kontrollierte,
auslösbare Art und Weise physisch verschwinden", wie es in der
Projektbeschreibung heißt.
"Flüchtige Elektronik"
Ganz nebenbei beweist die Darpa wieder einmal, dass sie nicht nur
einfallsreich im Erfinden von Technik-Gadgets ist, sondern auch darin,
sich erst eine Abkürzung und dann den dazu passenden Projektnamen
auszudenken. Der lautet in diesem Fall "VAPR", was natürlich völlig
zufällig wie "vapor" (Englisch für Dampf) ausgesprochen wird und für
"Vanishing Programmable Resource" ("Verschwindende Programmierbare
Ressource") stehen soll.
In der Ausschreibung erklärt das Pentagon seine Motivation:
Fortschrittliche elektronische Systeme seien in Kampfeinsätzen
mittlerweile so weit verbreitet, dass es unmöglich sei, jedes einzelne
Gerät zu verfolgen - geschweige denn wieder einzusammeln, sollte es
verloren gehen. Das könnte zu einer "nicht beabsichtigen Anreicherung in
der Umwelt" führen, schreibt die Darpa.
Die Sorge um die Natur dürfte hier allerdings nicht die treibende Kraft
sein. Die "flüchtige Elektronik" solle vielmehr der "unbefugten
Benutzung" der Komponenten und dem Verlust des "technologischen
Vorteils" der eigenen Truppe vorbeugen.
In Sachen Leistung soll die verdampfende Elektronik aktuell
handelsüblichen Bauteilen ebenbürtig sein. Außerdem sollen die Sensoren
über Funkverbindungen verfügen, um mit dem Benutzer über die Distanz
kommunizieren zu können. Für den bleibt dann nur zu hoffen, dass niemand
anderes herausfindet, wie diese Verbindung funktioniert - und das
Bauteil zur Unzeit verschwinden lässt.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/vapr-programm-darpa-will-elektronik-verschwinden-lassen-a-946046htmll