Warum das russische Militär elektromagnetische Bomben braucht
Alexander Chrolenko
Radioelektronische Waffen mit neuen physikalischen Prinzipien werden
bereits von russischen Truppen genutzt. So kann das Mobil “Listwa” Minen
und Sprengsätze aus einer Entfernung von bis 100 Metern ferngesteuert
orten beziehungsweise sprengen.
Von außen sieht alles einfach aus – der Panzerwagen mit einem UHF-Block
bewegt sich während der Patrouille vor einem Raketenkomplex und sprengt
die funkgesteuerten Minen am Straßenrand und abseits der Straße. Zuvor
wurde diese Technologie zur Vernichtung von Sprengsätzen nicht genutzt.
Während der Übungen der Strategischen Raketentruppen wurden auf der
Strecke des Konvois rund 20 ferngesteuerte Sprengsätze gelegt, die per
Handy gezündet werden sollten. Alle Sprengsätze wurden aus einer großen
Entfernung, lange vor dem Eintreffen des Raketenkomplexes Jars,
vernichtet – eine 100-prozentige Effizienz.
das Mobil "Listwa" (Archivbild)
Laut dem russischen Verteidigungsministerium werden die
Ingenieur-Einheiten der strategischen Raketentruppen in den kommenden
zwei Jahren mehr als 150 „Listwa“-Fahrzeuge bekommen. Das ist nur ein
Teil der großangelegten Umrüstung der russischen Truppen.
Aussichten und Prinzipien
Neue Modelle der russischen Waffen mit neuen physikalischen
Prinzipien, die keine Analoga in der Welt haben, wurden im vergangenen
Herbst erfolgreich getestet. Diese Waffen können die Technik des Gegners
ohne Anwendung von traditionellen Mitteln vernichten. Mithilfe von
gezielt eingesetzter Energie beeinflussen sie hochpräzise Gefechtsköpfe
und Bordanlagen von Flugzeugen sowie Drohnen. Mobile Generatoren mit
elektromagnetischer Strahlung können die Elektronik des Gegners aus
einer Entfernung von Dutzenden Kilometern außer Betrieb setzen
Mobil "Listwa" im Einsatz - Übungen der Strategischen Raketentruppen
Rüstung: Funkwellen-Bomben aus Russland legen gegnerische Technik lahm
Russische elektromagnetische Bomben, die die gegnerische Technik
lahmlegen, können die Methoden der Kriegsführung wesentlich mehr als
Atomwaffen beeinflussen. Sie ermöglichen die Neutralisierung ganzer
Armeen des Gegners mit einem kurzen Impuls. Im Unterschied zu Mitteln
der radioelektronischen Bekämpfung können aussichtsreiche Entwicklungen
selbst vom Netz abgeschaltete Anlagen vernichten, beispielsweise
abgestellte Panzer bzw. Flugzeuge sowie Raketen in Silos.
Mobilstab im Störungmodul "Krasucha - 4"
Zuvor wurde von der Entwicklung der russischen Rakete „Alabuga“ mit
einem Generator für ein extrem leistungsstarkes elektromagnetisches
Feld berichtet. Eine solche Rakete kann mit einem Schlag ein Territorium
von einigen Quadratkilometern umfassen und die gesamte Elektronik des
Gegners lahmlegen.
Vizeminister nennt Hauptproblem russischer Waffen in Syrien – und lobt
Trümpfe
Gebündelte Wellen mit einer bestimmten Frequenz beeinflussen
Elektrogeräte wie ein Schlag mit einem Hammer. Computer stürzen ab,
Navigationssysteme verlieren ihre Funktionalität. Ein Impuls kann die
Chips einfach verbrennen. Solche Waffen sollen in russischen unbemannten
Kampfjets der sechsten Generation genutzt werden.
Radioelektronische Waffen können die Automatik zum Laden von
Panzerkanonen außer Betrieb setzen bzw. eine Gefechtsladung im
Panzerturm in die Luft sprengen sowie die lebendige Kraft des Gegners
bis zu 100 Metern unter der Erde vernichten. Solche Modelle der
russischen Rüstungsindustrie wurden einem kleinen Kreis von russischen
Spezialisten auf der Militärmesse „Armija 2016“ gezeigt.
Ausländische Entwicklungen
Die meisten Waffen nutzen heute zum Treffen von Zielen Prinzipien aus
früheren Jahrhunderten (Energie des Pulvergases). Doch in den nächsten
Jahren kann sich alles ändern. Die Geschosse aus stromführenden Stoffen
werden mithilfe von elektromagnetischen Wellen abgefeuert. In diesem
Bereich arbeiten aktiv Spezialisten aus den USA, Israel und China.
CC0
Bald auch atomar: Warum der neue US-Marschflugkörper so gefährlich ist
Die Amerikaner haben bereits 1958 über dem Pazifischen Ozean eine
thermonukleare Bombe gezündet, was zur Lahmlegung von großen Teilen der
Verbindungsnetze in einem enorm großen Raum, selbst in Australien,
führte. Auf den Hawaii-Inseln brach die Stromversorgung zusammen. Bei
einer nuklearen Explosion bildet sich in großen Mengen Gamma-Strahlung,
ein sehr starker elektronischer Impuls erstreckt sich über viele
hunderte Kilometer und schaltet alle elektronische Geräte aus. Ein
ähnlicher Effekt wird auch ohne nukleare Explosionen erreicht. Bei
konventioneller elektromagnetischer Munition wird das Prinzip der
Verdichtung des magnetischen Feldes von Solenoid mit einem gewöhnlichen
Sprengkopf genutzt, wobei ein energiereiches magnetisches Feld über
einem gegnerischen Objekt geschaffen wird.
Während des Golf-Krieges setzten die Amerikaner 1991 eine elektronische
Bombe in einer relativ primitiven Form ein, indem die Sprengköpfe der
Marschflugkörper Tomahawk mit Fäden aus Kohlenstoffasern ausgestattet
wurden. Nach dem Raketenangriff kam es zu Kurzschlüssen in den Netzen
der Stromwerke und Fernleitungen, was zum Zusammenbruch der
Stromversorgung von Steuerungssystemen des Flugabwehrsystems des Iraks
führte.
Verbesserte Modelle wurden vom Pentagon während des Luftkrieges gegen
Jugoslawien 1999 eingesetzt. In den ersten zwei Wochen der
Kampfhandlungen warfen US-Piloten mehr als 4000 überschwere Gleitbomben
JDAM ab, die Graphit- und metallisierte Fasern und Teilchen enthielten.
Im Ergebnis wurde das Steuerungssystem der jugoslawischen Flugabwehr
außer Betrieb gesetzt.
Der wahrscheinliche „elektronische Armageddon“ der Zukunft wird von
Experten so beschrieben: ein nicht sehr starkes Aufleuchten, Gewitter,
Geruch von Ozon in der Luft, automatisches Einschalten der
Leuchtstofflampen und Brennen von Kabelleitungen, Außerbetriebsetzen von
Akkus, Generatoren, Verbrennungsmotoren, Elektronetzen und
Kommunikationsmitteln.
Elektromagnetische Waffen können jedes Land für mehrere Jahrhunderte
in die Vergangenheit zurückwerfen, weshalb parallel Schutz-Technologien
und —Methoden entwickelt werden.
https://de.sputniknews.com/technik/20171001317656999-warum-das-russische-militaer-elektromagnetische-bomben-braucht/
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