Freitag, 23. März 20122012-03-23 22:46:12 FTD online
Wirtschaft·
Schon wieder weg vom ParkettFiasko beim Bats-Börsengang
Der Börsengang der drittgrößten US-Handelsplattform Bats Global Markets
ist spektakulär gescheitert. Pleiten, Pech und Pannen begleiten das
Börsendebüt, kurz vor Handelsschluss zieht die Handelsplattform die
Notbremse und gibt den Rückzug vom Parkett bekannt.
Das Börsenparkett war offensichtlich zu glatt für Bats (Foto:
picture-alliance/ dpa)
Der Börsengang der drittgrößten US-Handelsplattform Bats Global Markets
ist am Freitag zum völligen Fiasko geraten. Der Marktbetreiber zog die
Notbremse und verabschiedete sich nach einer Serie von technischen
Pannen und einem Kurseinbruch noch am Tag seines Debüts von der Börse.
"Angesichts der heutigen Schwierigkeiten, die den Handel mit bestimmten
Aktien und Bats-Anteilsscheinen betrafen, glauben wir, dass es
angemessen ist, den Börsengang zurückzuziehen", sagte Bats-Chef Joe
Ratterman.
Die Bats-Aktie, die erstmals an der eigenen Plattform Bats Exchange
notierte, fiel zur Eröffnung um 4,7 Prozent auf 15,25 Dollar. Wegen
technischer Schwierigkeiten mussten zudem diverse Transaktionen
storniert werden. Der Handel mit den Bats-Anteilsscheinen wurde
daraufhin gestoppt. Zwischenzeitlich wurde für die Bats-Aktie zur
Verwirrung der Anleger auf der Kurstafel sogar nur noch ein Preis von
unter einem Penny angezeigt. Ein negativer Medienbericht über
Untersuchungen der US-Börsenaufsicht, die Bats ins Visier nehmen, kam
bei den Anlegern ebenfalls nicht gut an. Von den technischen Problemen
war auch der Handel mit Apple-Aktien betroffen.
Zweifel an der Kompetenzen
Der Misserfolg bei der Erstemission ließ Experten an der Kompetenz des
Börsenbetreibers zweifeln. "Ich denke, dass einige Firmen nun sagen
könnten: Wenn sie ihren eigenen IPO nicht auf die Reihe kriegen, wie
wollen sie es dann bei anderen Unternehmen schaffen?", sagte Dennis Dick
von Bright Trading LLC. Jason Weisberg von Seaport Securities stieß ins
gleiche Horn: "Das Letzte, was man als börsennotiertes Unternehmen tun
sollte, ist seinen eigenen IPO zu vermasseln".
Die Bats wollte ihr Heil im Börsengang suchen, um sich im immer
schärferen Wettbewerb der Handelsplätze besser behaupten zu können. Der
Ausgabepreis lag bei nur 16 Dollar und damit am unteren Ende der
Preisspanne.
Weltweit stehen Handelsplattformen unter Druck, sich wegen sinkender
Preise neue Geldquellen zu erschließen. Viele streben danach, sich mit
Hilfe von Übernahmen oder Fusionen fit für die Zukunft zu machen. Das
gelingt nicht immer: Der geplante Zusammenschluss von Deutscher Börse
und Nyse Euronext scheiterte am Nein der EU-Kommission.
Auch die in Kansas ansässige Bats folgt der Strategie, sich durch den
Kauf kleinerer Rivalen zu stärken und breiter aufzustellen. Im November
genehmigten die britischen Behörden die Übernahme von Wettbewerber Chi-X
Europe für 300 Mio. Dollar.
Dem Börsenprospekt zufolge hatte Bats im vergangenen Jahr einen Anteil
von 11,3 Prozent am US-Aktienhandel und war mit einer Beteiligung von
3,1 Prozent am Optionsmarkt präsent. Bei dem IPO werden demnach alle
Aktien von Anteilseignern verkauft. Dem Unternehmen fließen keine
Einnahmen zu.
SEC untersucht Hochfrequenzhandel
Bats wurde 2005 von Großbanken als Alternative zu den etablierten Börsen
wie Nyse und Nasdaq gegründet. Solche alternative Plattformen wie Bats
haben den etablierten Börsenbetreibern in den vergangenen Jahren massiv
Marktanteile im Aktienhandel abgenommen. Erst im vergangenen Sommer
hatte die US-Börsenaufsicht SEC Bats genehmigt, Emissionen abzuwickeln.
Zuvor war das Geschäft auf den Handel mit Aktien beschränkt gewesen.
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Die SEC nimmt unterdessen einem Zeitungsbericht zufolge auf den
Hochfrequenzhandel spezialisierte Firmen unter die Lupe. Geprüft werde,
ob sich die Unternehmen durch ihre engen Beziehungen zu Börsen unfaire
Vorteile verschafften, berichtete das "Wall Street Journal" unter
Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Im Blick habe die
SEC insbesondere computergesteuerte Handelsplattformen wie Bats Global
Markets.
Hintergrund der Prüfung ist dem Blatt zufolge ein Vorfall aus dem Mai
2010, der als "Flash Crash" in die Börsengeschichte einging. Damals
brach der US-Leitindex S&P 500 innerhalb weniger Sekunden um fast zehn
Prozent ein, um sich kurz darauf schnell wieder zu erholen. Als Grund
dafür haben Experten den extrem schnellen Kauf und Verkauf von
Wertpapieren über Computer ohne menschliches Zutun ausgemacht. Im
Hochfrequenzhandel werden Orders in Sekundenbruchteilen über die Bühne
gebracht. Ziel ist es, aus kurzzeitigen Preisunterschieden Gewinn zu
schlagen.
Quelle: n-tv.de, sla/rts