Japanischer Konzern baut Quantencomputer mit Technologie aus Tirol
Japanischer Konzern baut Quantencomputer mit
Technologie aus Tirol
Das Start-up ParityQC hat ein Betriebssystem
für Quantencomputer entwickelt. Auch China hat eine ähnliche Lösung
präsentiert
NEC-Forscher stellen den Quantencomputer
basierend auf der Parity-QC-Architektur zusammen.
Foto: NEC/ParityQC
Quantencomputer sollen künftig in der Lage
sein, komplexe Optimierungsprobleme aus der Wirtschaft und der
Wissenschaft schneller und effizienter als herkömmliche Computer zu
lösen – dazu gehört etwa die Optimierung von Logistikrouten,
Finanzportfolios und Produktionsplanungen.
Längst ist ein globaler Wettlauf um die
Vorherrschaft im Bereich des Quantum Computing entbrannt, in dem nun
auch der japanische Technologiekonzern NEC mitmischt – und zwar
gemeinsam mit dem Tiroler Start-up Parity QC, einem Spin-off der
Universität Innsbruck. Das gaben die beiden Unternehmen in der Nacht auf
Mittwoch bekannt.
Ergebnisse im Jahr 2023
Ziel ist es, bis zum Jahr 2023 einen
skalierbaren Quanten-Annealer zu bauen – also jene Technologie, bei der
auf Quantenbasis der geringstmögliche Weg zu einer Lösung ermittelt
wird. Die Tiroler stellen dabei die Architektur für den Quantencomputer
zur Verfügung.
Gegenüber dem STANDARD gibt sich Magdalena
Hauser, CEO von Parity QC, äußerst optimistisch und spricht von einem
Meilenstein im Rennen um die Vorherrschaft im Quantum-Computing. Und die
Schlüsseltechnologie dafür komme aus Österreich., sagt Hauser: "Das
heißt, diesmal könnten wir mal ein Land sein, das nicht nur die
Forschung dominiert, sondern auch die Wertschöpfung behält."
Bei anderen Technologien, etwa künstlicher
Intelligent, hatte Österreich zwar in der Grundlagenforschung gepunktet
– die Kommerzialisierung der Forschungsergebnisse fand aber in anderen
Ländern statt, etwa den USA.
Ein Betriebssystem für Quantencomputer
Parity QC wurde Ende 2019 gegründet und
versteht sich selbst als "Quantum Architecture Company": also als ein
Anbieter, der an der Schnittstelle zwischen Hardware und Software sitzt.
Ziel der vom Start-up entwickelten Architektur ist es, das Bauen von
Quantencomputern weniger komplex und somit auch skalierbarer zu
gestalten. Die Architektur fungiert somit als eine Art Blaupause, um die
Optimierungsprobleme lösen zu können.
Ergänzend zur Architektur hat das Unternehmen
das auf Quantencomputer ausgerichtete Betriebssystem Parity OS
entwickelt, das Optimierungsprobleme für den Quantencomputer umwandelt.
Das System soll es ermöglichen, industrierelevante Probleme deutlich
schneller als mit herkömmlichen Rechnern zu lösen. Vereinfacht gesagt
bedeutet das: Der User füttert das Problem in das Betriebssystem ein,
der Quantencomputer macht den Rest.
Konkurrenz aus China
Die Bekanntgabe der japanisch-österreichischen
Kooperation kommt aus geopolitischer Perspektive betrachtet zu einem
interessanten Zeitpunkt. Denn erst am Vortag, am 9. Februar 2021,
vermeldeten chinesische Medien einen vergleichbaren Schritt im Rennen um
die Quantenvorherrschaft.
So heißt es, dass das chinesische Start-up
Origin Quantum Computing Technology Co., Ltd. ebenfalls ein
Betriebssystem für Quantencomputer entwickelt habe. Das System mit dem
Namen "Origin Pilot" soll die Ressourcenverwaltung von Quantencomputern
optimieren. (Stefan Mey, 10.2.2021)
Japanischer Konzern baut Quantencomputer mit
Technologie aus Tirol - Web - derStandard.at › Web
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