Lehre aus Monster - Datenleak Kein Konto ist sicher
Lehre aus Monster-Datenleak : Kein
Online-Konto ist sicher
Technik
Freitag, 18. Januar 2019
Lehre aus Monster-Datenleak Kein
Online-Konto ist sicher
Von Klaus Wedekind
Besonders gefährlich wird es, wenn Hackern
neben der E-Mail-Adresse auch das Passwort in die Hände gefallen ist.
Erneut taucht im Internet ein Datensatz mit
vielen Millionen E-Mail-Adressen und Passwörtern auf. Sie stammen von
Tausenden Websites, nicht aus einem einzelnen großen Hack. Nutzer
sollten daraus eine Lehre ziehen: Kein Online-Konto ist wirklich sicher.
Aber man kann etwas tun.
Die Nachricht, dass ein australischer
IT-Experte in einem Hacker-Forum einen Datensatz mit 773 Millionen
E-Mail-Adressen und 21 Millionen Passwörtern entdeckte, hat viele Nutzer
aufgeschreckt. Wie das Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI) schreibt, handelt es sich bei "Collection#1"um
Daten, die über einen längeren Zeitraum gesammelt wurden und zum Teil
älteren Datums sind." Das heißt, es gibt keinen neuen, spektakulären
Hack einer großen Online-Plattform, bei der Angreifer Millionen
Zugangsdaten erbeutet haben, sondern viele Quellen.
Viele verschiedene Quellen
Ratgeber 14.01.19 n-tv Ratgeber
So schützen Sie persönliche Daten vor
Hackerangriffen
Laut einer Liste des Entdeckers mit fast 3000
Internetadressen handelt es sich bei "Collection#1" aber wohl nicht nur
um eine weitere Sammlung schon länger im Netz kursierender Datensätze.
Unter ihnen befinden sich zahlreiche Adressen, die dem Datum nach
offenbar im vergangenen Jahr abgeschöpft wurden. Auch viele deutsche
Websites stehen in der Liste, man findet sie, indem man sie aufruft und
in der Browser-Suche ".de" eingibt.
[Update 18.01 16:00] Dem Sicherheitsforscher
Brian Krebs zufolge ist das Ausmaß des Datenleaks noch viel größer als
bisher bekannt war. Er hat herausgefunden, dass der Anbieter im
Hacker-Forum eine Telegram-Adresse angibt und hat diesen darüber
kontaktiert. "Sanixer" bestätigt, dass die Daten in "Collection#1" auf
vielen verschiedenen Websites gesammelt wurden, der Datensatz sei aber
nicht der jüngste in seinem Angebot. Insgesamt verkauft "Sanixer" fast 1
Terabyte Daten, "Collection#1 ist lediglich knapp 87 Gigabyte groß.
Einen Grund zur Panik gibt es nicht, aber
Nutzer sollten aus dem Monster-Datenleak eine Lehre ziehen: Kein
Online-Konto ist wirklich sicher. Es gibt immer ein Risiko, dass Hacker
E-Mail-Adressen oder Passwörter erbeuten. Mal ist es größer, mal
kleiner, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht. Davon
sollten Nutzer ausgehen und sich entsprechend verhalten.
Bin ich betroffen?
Aktuell empfiehlt es sich, zu testen, ob man
vom jüngsten oder einem älteren Datenleak betroffen ist. Ob die
E-Mail-Adresse bei einem Angriff erbeutet wurde, kann man auf der
Website "Have I Been Pwned" testen. Sie wird vom Entdecker des
"Collection#1"-Datensatzes und Microsoft-Mitarbeiter Troy Hunt betrieben
und gilt als vertrauenswürdig. Er bietet auf Pwned Passwords auch an,
Passwörter zu überprüfen. Hunt versichert, dies mit anonymisierten
Werten zu tun. Aber um jedes Restrisiko auszuschließen, sollte man ein
getestetes Passwort anschließend ändern, selbst wenn es in keinem
Datensatz gefunden wurde. Denn wie auch Hunt selbst schreibt, darf man
ein Passwort grundsätzlich nie preisgeben.
Auch Mozillas Firefox-Monitor nutzt "Have I
Been Pwned". Zusätzlich zu einem Schnelltest kann man hier eine
E-Mail-Adresse registrieren und erhält dann einen detaillierten Bericht
über die Leaks, von denen man betroffen ist. Man erfährt so
beispielsweise, welche Daten außer der E-Mail-Adresse erbeutet wurden.
Dies können unter anderem Benutzernamen, Passwörter, Passwort-Hinweise
oder Bankdaten sein. Außerdem verschickt Mozilla registrierten Nutzern
künftig automatisch Warnungen, sobald ihre Konten bei einem neuen
Hackerangriff kompromittiert wurden.
Sicheres Passwort für jeden Zugang
Kaum jemand wird für jedes Online-Konto eine
neue E-Mail-Adresse einrichten. Es lohnt sich aber, wenigstens eine
spezielle Adresse ausschließlich für besonders wichtige Zugänge zu
nutzen. So hat man eine relativ gute Chance, dass sie noch nicht auf dem
Hacker-Markt ist und dort auch nicht so schnell landet. Am besten nimmt
man dafür auch einen besonders sicheren Dienst, beispielsweise von den
deutschen Anbietern Mailbox.org und Posteo.
Wichtiger ist allerdings, für jeden Zugang
ein individuelles Passwort einzurichten. So geraten bei einem Datenleak
nicht automatisch alle anderen Konten in Gefahr. Viele Nutzer tun dies
allerdings nicht, weil sie sich die verschiedenen Kombinationen nicht
merken können oder wollen. Das Problem kann man aber ganz einfach mit
einem Passwort-Manager lösen. Er speichert gut abgesichert alle
Zugangsdaten. Um sie abzurufen, muss man sich nur ein Master-Passwort
merken. Laut Stiftung Warentest sind unter anderem LastPass Premium oder
Keeper Security empfehlenswert. Eine gute Lösung ist auch das
Open-Source-Tool KeePass.
Keine einfachen Passwörter verwenden
Besser als zu einfache Passwörter oder immer
die gleiche Kombination zu verwenden, ist es immer noch, sich die
Zugangsdaten aufzuschreiben und sicher aufzubewahren. Hacker brechen
nicht in Wohnungen ein und klauen Notizbücher aus
Schreibtischschubladen. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie simple
Passwörter erraten oder Zugangsdaten von den Servern eines Dienstes
erbeuten.
Ein Passwortmanager hat auch den Vorteil,
dass man lange Kombinationen mit Sonderzeichen nutzen kann, die man sich
normalerweise nicht merken könnte. Was man bei einem guten Passwort
alles berücksichtigen sollte, hat unter anderem das BSI aufgeschrieben.
Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen
Hacker haben selbst mit E-Mail-Adresse und
Passwort kein leichtes Spiel, wenn für ein Konto die
Zwei-Faktor-Authentifizierung (Bestätigung in zwei Schritten)
eingerichtet wurde. Das bedeutet, der Nutzer muss zusätzlich einen Code
eingeben, den er per SMS zugeschickt bekommt, eine App generiert einen
einmaligen Schlüssel oder man bestätigt den Vorgang direkt auf einem
angemeldeten Smartphone. Noch besser sind Sicherheitsschlüssel auf einem
USB-Stick (fido u2f security key), der zusätzlich zu E-Mail-Adresse und
Passwort zum Einsatz kommen muss, bevor ein Zugang gewährt wird.
Gesundes Misstrauen
Die beste Technik nützt allerdings gar
nichts, wenn der Nutzer nicht mitdenkt und seine Daten freiwillig
preisgibt. Dies passiert immer noch sehr häufig, weil Menschen auf
Phishing-Mails hereinfallen, in denen sie beispielsweise aufgefordert
werden, aus Sicherheitsgründen ihre Zugangsdaten zu bestätigen. Hier
gilt: Grundsätzlich wird solche Nachrichten kein seriöser Anbieter
verschicken. Und wenn es Zweifel gibt, meldet man sich über den Browser
selbst bei einem Dienst an und überprüft die Angaben oder ruft den
Kundenservice an.
Manchmal versuchen Gangster Nutzern die Daten
auch über gefälschte Webseiten zu entlocken. Gegen diese Vorgehensweise
hilft es, die Adresse genau zu überprüfen. Aktuelle Browser zeigen eine
sichere, verschlüsselte Verbindung mit einem Schloss-Symbol an. Klickt
man darauf, sieht man weitere Informationen. Außerdem warnen die Browser
oft selbstständig vor verdächtigen Seiten.
Quelle: n-tv.de
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https://www.n-tv.de/technik/Kein-Online-Konto-ist-sicher-article20817329htmll